Rückblick: Vor 10 Jahren erlebte Menden eines der schlimmsten Hochwasser

Heute vor genau 10 Jahren erlebte Menden eines der schwerwiegendsten Hochwasser seiner Geschichte. Innerhalb von nur 24 Stunden fielen damals mehr als 50 Liter Regen pro Quadratmeter – zu viel für die heimischen Gewässer. Der Pegel der Hönne stieg innerhalb von nur drei Stunden von 1,20 Meter auf 2,95 Meter an! Entlang des Flusslaufes wurden Gebäude, teilweise innerhalb weniger Minuten, überflutet.

Die ersten Notrufe erreichten die Feuerwehr damals kurz nach 21 Uhr. Schnell war klar: Diese Lage kann die Feuerwehr Menden nicht alleine bewältigen, erstmalig kam daher bei diesem Großeinsatz die Technische Einsatzleitung des Märkischen Kreises zum Einsatz. Um der Lage Herr zu werden, unterstützten benachbarte Feuerwehren mit Einheiten aus Fröndenberg, Balve, Neuenrade und Plettenberg, das Technische Hilfswerk entsendete aus verschiedenen Städten Notstromaggregate und Hochleistungspumpen, die Verpflegung der knapp 300 Einsatzkräfte übernahm das Deutsche Rote Kreuz. Mitarbeiter des Baubetriebs der Stadt Menden füllten noch in der Nacht 2500 Sandsäcke.
Mehr Infos gibt es in unserem Einsatzbericht aus dem Jahr 2007:

Menden unter Wasser – Extreme Regenfälle sorgen für chaotische Zustände

Die Bürger in Menden erlebten die größte Überschwemmung seit 33 Jahren.

Starker Regen (50 Ltr. pro Quadratmeter in 24 Std.) ließ die sonst kleinen Bäche zu reißenden Flüsse werden. Der durch Menden fließende Fluss „Hönne“ (mündet in Fröndenberg in der Ruhr) erhöhte seinen Pegel in der Nacht von 1,20 Meter innerhalb von 3 Std. auf 2,95 Meter.

Im Ortsteil Asbeck wurde die Feuerwehr erstmals um 21.08 Uhr gerufen. Das Wasser hatte Keller überflutet und teilweise war von einer Fahrbahn der Straßenbelag mitgerissen worden. Schlagartig erreichten dann mehrere Notrufe die heimische Feuerwache, worauf Stadtalarm ausgelöst wurde.

Entlang der Hönne liegende Gebäude wurden teilweise innerhalb von Minuten überflutet.

In der Lagerhalle einer Gießerei machten sich Firmenchef und ein Löschzugführer der Feuerwehr noch Gedanken über die in Kellerhöhe an- und untergebrachten Versorgungs – und Elektronikgeräte, als sie nasse Füße bekamen und eine Wasserwelle in Sekunden die ganze mehrere hundert quadratmetergroße Lagerhalle 30 cm unter Wasser setzte.

Dramatische Szenen gab es auch an der Fröndenberger Straße, in der eine Wohnung überflutet wurde und ein Rollstuhlfahrer um sein Leben kämpfte. Die Wehr befreite ihn aus seiner misslichen Lage und transportierte ihn per Schlauchboot zu Versorgungskräften.

Im gesamten Stadtgebiet pumpte die Feuerwehr Keller und Wohnungen leer.

Um Mitternacht wurden teilweise komplette Löschzüge aus ihren Einsätzen herausgelöst, weil immense Schäden und die Gefahr einer Umweltkatastrophe in einigen an der Hönne gelegenen Firmen befürchtet wurden. Dort gelagerte Chemikalien, Diesel- und Gastanks hätten im Überschwemmungsfall gefährlich für das Trinkwasser werden können.

Gegen 01.40 Uhr war der Feuerwehr klar, dass sie diese Großschadenslage nicht mehr allein bewältigen konnte. In Absprache mit dem Kreisbrandmeister, dem Bürgermeister und der Polizei wurde erstmalig die TEL (Technische Einsatzleitung) alarmiert.

Ein 13-köpfiges Team von Führungskräften aus dem Nord und Südkreis bildeten nun die TEL. Es kam zur überörtlichen Nachbarschaftshilfe. Die Feuerwehr Fröndenberg stellte einen kompletten Löschzug ab. Einheiten aus Balve, Plettenberg und Neuenrade kamen nach Menden. Das Technische Hilfswerk aus dem MK, sowie aus den Städten Werne und Bochum fuhren Menden an, halfen mit Notstromaggregaten und ihren Hochleistungspumpen. Der Bereitschaftszug Verpflegung des DRK Balve versorgte die Einheiten mit warmen Speisen.

1.500 Sandsäcke wurden verbaut, das Baubetriebsamt füllte derweil weitere 2.500 in der Nacht. Gegen 03.00 Uhr sank der Pegel der Hönne langsam wieder. Die Lage entspannte sich zunehmend. Tauchpumpen blieben bis zum späten Abend im Einsatz, um 06.00 Uhr werden die überörtlichen Helfer mit einem herzlichen Dank wieder in ihre Standorte entlassen.

Im Einsatz waren insgesamt 280 Kräfte von Feuerwehr, THW und DRK. Dazu kamen die Bereitschaftkräfte der heimischen Stadtverwaltung, des Baubetriebsamtes, der Polizei.

Zitat aus einer heimischen Zeitungsredaktion:
„Hut ab vor Menden. Besonnen wurde auf die Katastrophe reagiert. Mancher Bürger war sauer auf die Feuerwehr weil er vergeblich auf sie warten musste. Es ging nicht anders! Die Gefahr einer noch größeren Katastrophe in den überfluteten Unternehmen war zu groß. Wer die resignierenden Blicke der Mendener Feuerwehrleute gesehen hat, dass man wegen dieser Umweltgefahr andere Einsätze zurückstellen musste, der kann ermessen, dass jeder noch so kleine Schaden ernst genommen wurde. Danke Feuerwehr dafür!“

Rückblick: Kyrill beschert der Feuerwehr Menden fast 200 Einsätze

Der 18.01.2007 ist einer dieser Tage an den sich die meisten Menschen in NRW noch genau erinnern können, jeder weiß noch wie er ihn erlebt hat. Auch wir können das noch sehr gut:
An diesem Donnerstagmorgen erreichte gegen acht Uhr ein Fax die Einsatzzentrale in der Feuer- und Rettungswache Menden. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) warnte in diesem Fax vor einem schweren Unwetter, die höchste Warnstufe wurde ausgerufen. Es handelte sich um die Warnung vor einem der stärksten Orkane der vergangenen Jahrzehnte, der Name dieses Tiefs hat sich bei vielen von uns eingebrannt: KYRILL

Bereits zwei Stunden nach der Wetterwarnung des DWD musste die Feuerwehr Menden zu den ersten wetterbedingten Einsätzen ausrücken. Zu diesem Zeitpunkt ahnte aber noch niemand, dass sich die kommenden 24 Stunden zu den einsatzreichsten Stunden entwickeln würden, welche die Feuerwehr Menden in den letzten Jahren erlebt hatte.
Ab ca. 13 Uhr erhöhte sich das Einsatzaufkommen dermaßen, dass mit den Löschgruppen Lendringsen die erste Einheit der Freiwilligen Feuerwehr zum Einsatz gerufen wurde. Gegen 15 Uhr erfolgte dann die Alarmierung des Löschzuges Mitte und der Löschgruppen Bösperde. Am Abend stehen die Telefone in der Einsatzzentrale am Ziegelbrand nicht mehr still – Immer mehr Bürger benötigten die Hilfe der Feuerwehr. Somit rückten dann auch die Löschgruppen Halingen, Oesbern und Schwitten aus, fortan befanden sich alle verfügbaren Kräfte der Feuerwehr Menden im Dauereinsatz.

Ganzen Straßen sind unpassierbar

Straßen waren teilweise unpassierbar

Im gesamten Stadtgebiet kam es zu teils schweren Schäden: Dächer wurden abgedeckt, Gebäudeteile lösten sich und flogen durch die Gegend und zahllose Bäume wurden entwurzelt, stürzten auf Straßen, Gehwege, Schienen und Wohnhäuser. In vielen Fällen konnte die Feuerwehr nur die nötigsten Maßnahmen zur akuten Gefahrenabwehr durchführen, weil alles Weitere auf Grund des anhaltenden Sturms zu gefährlich gewesen wäre. So z.B. auf der Bertingloher Straße zwischen Halingen und Sümmern: Hier waren dermaßen viele Bäume auf die Straße gestürzt, dass kein Durchkommen mehr war. Da auch noch weitere Bäume umzustürzen drohten, entschied man sich dazu die Straße komplett zu sperren und keine Feuerwehrleute unnötig in Gefahr zu bringen.

Mit Eintreten der Dunkelheit werden die Arbeiten immer gefährlicher, daher wird gegen Mitternacht die Entscheidung gefällt, die meisten Einsatzkräfte nachhause zu schicken. Nur noch dringende Einsatzstellen wurden abgearbeitet. Erst in der zweiten Nachthälfte zog Kyrill weiter und die Sturmböen schwächten sich nach und nach ab.

Das Tagesgeschäft der Feuerwehr macht aber auch vor solchen Ausnahmesituationen nicht halt: Als am Freitagmorgen um 06:40 Uhr die Sirenen ertönen, rechnen die meisten Mitglieder der Feuerwehr damit, dass es weiter geht mit Sturmeinsätzen – doch weit gefehlt! Nach nur wenigen Stunden Schlaf mussten sie zu einem brennenden Bürogebäude an der Fröndenberger Straße ausrücken. Die Einsatzkräfte der Löschzüge Wache und Menden-Mitte hatten den Brand schnell unter Kontrolle, die Nachlöscharbeiten gestalteten sich hingegen schwierig. Erst gegen 10:30 Uhr konnte „Feuer aus“ gemeldet werden.
Währenddessen wurden mit dem Sonnenaufgang die verheerenden Schäden sichtbar, die Orkan Kyrill hinterlassen hatte. Erneut suchten viele Bürger Hilfe bei der Feuerwehr, sodass am morgen nochmals fast alle Einheiten der Feuerwehr Menden ausrückten, um Sturmschäden zu beseitigen.
Als im Laufe des 19.01.2007 so langsam wieder Ruhe einkehrt, hat die Feuerwehr Menden fast 200 Einsätze innerhalb von 24 Stunden bewältigt. Glücklicherweise können alle Einsatzkräfte wohlbehalten und unverletzt zu ihren Familien zurückkehren.