Historie – Löschgruppen Lendringsen
Geschichte 1909 bis 1959
Jede Stadt hat ihre eigene „Brandgeschichte“. So brannte im Jahre 64 nach Christus Rom (ein gewisser Nero war der Brandstifter), 1227 München und 1666 wurden in London 10.000 Häuser zerstört. Die Städte reagierten. Die ersten Bauordnungen wurden als Brandschutzmaßnahme erlassen, leicht brennbare Dächer verboten, Ledereimer für jeden Haushalt zu Pflicht. Auch Menden hatte drei große Brände zu überstehen: 1637, 1652, 1653, und 1663 sind als große Stadtbrände überliefert.
Und da die Not erfinderisch macht, musste auch in Lendringsen ein Schadenfeuer erst wüten, bis die erste Feuerwehr in der Gemeinde gegründet wurde. Im Winter 1908/1909 zerstörte ein Brand einen Lagerraum der Firma Eisenwerk Rödinghausen nahezu vollständig. Der Inhaber der Firma, Karl Becker, gründete daher am 01. Juli 1909 eine Werkfeuerwehr, die auch den Brandschutz für die damalige Gemeinde Böingsen (jetzt Lendringsen) übernahm. Bis dahin bestand lediglich eine Pflichtfeuerwehr. Leiter der Werkfeuerwehr wurde der Oberbrandmeister Richard Daub. Sein Stellvertreter war der Brandmeister Karl Liefländer, als Spritzenführer fungierte Guido Sprick, Steigerführer war Anton Braukmann, der später auch als Brandmeister sich engagierte. Die Ausbildung übernahm der Leiter der Feuerwehr Menden, Stadtbrandmeister Anton Salomon.
Die damalige Wehr bestand aus Steigern, Spritzenmänner, Sanitätsgruppe und Musikabteilung. Letztere war gleichzeitig Ordnungsdienst. Steiger und Spritzenmänner waren Eduard Zander, Heinrich Oelenberg, Franz Rüsch, Fritz Niebecker, Josef Oelenberg, Kaspar Schulte, Eberhard Behme, Johann Honert, Heinrich Weingarten, Theo Trippe, Heinrich Rüth, Anton Niebecker und Kaspar Hering.
Leiter der Sanität war Ludwig Hildenstab mit den Sanitätern Richard Bittner, Heinrich Weische und Ernst Schröer. Der Musikabteilung gehörten an: Wilhelm Neuhaus (Kapellmeister), Wilhelm Paul, August Rinsche, Theodor Oelenberg, Wilhelm Ebel, Georg Schrick, Otto Rehage, Karl Überall, Josef Neuhaus und Franz Rademacher. Fahrer der jungen Wehr war Franz Müller sen.
Die Alarmierung erfolgte über Glockengeläut und Signalhörner. In späteren Jahren dröhnte eine Sirene vom Eisenwerk Rödinghausen. Die Ausrüstung bestand aus einer Handdruckspritze für Hand- und Pferdezug mit Saug- und Druckschläuchen, Leitern, Einreißhaken, Äxten, Leinen und Laternen. Die persönliche Schutzausrüstung umfasste Rock mit Gürtel oder einen Steigergurt, Lederhelm und ein Beil. Abgesehen von den Kunstfasern der heutigen Zeit unterschied sich die Ausrüstung also im Wesentlichen zu der, die heute noch verwandt wird.
Das erste Feuer bekämpften die junge Feuerwehr am alten Bettermann’schen Haus in Hüingsen. Bei der Brandbekämpfung entwickelte sich ein Streit zwischen der Wehr und Zivilisten, in dessen Verlauf sogar ein Schlauch zerschnitten wurde. Auch beim nächsten Einsatz, einem Waldbrand bei Schmücker in Böingsen musste die Behörde wegen Komplikationen einschreiten. Beim Freiherrn von Dücker am Böingser Ufer wurde gelöscht, am Sonnenschein sowie beim Haus Lange in der Rindslar. Der erste Weltkrieg ging nicht spurlos an der Wehr vorbei. Zahlreiche Kameraden wurden eingezogen. 1919 wurde Franz Mürmann als Oberbrandmeister Wehrführer. Am 15. August 1921 wurde die Möbelschreinerei Firma Otto Estner vollständig vom Feuer zerstört. Die Wehr war auch hier vor Ort.
Der Fabrikant und Gründer der Wehr Karl Becker verstarb am 30.08.1921. Seine Söhne Max Becker und Paul Becker setzten sein Engagement im Feuerwehrwesen fort. Die beiden Herren entschlossen sich dann 1924 die gesamte Ausrüstung der Gemeinde Böingsen zu schenken. Nun wurde aus der Werkfeuerwehr die Freiwillige Feuerwehr, wie sie heute noch bekannt ist. Nun traten auch Männer der Wehr bei, die nicht Arbeiter im Eisenwerk waren.
Zunächst bezog die Wehr eine kleines Spritzenhaus in der Nähe des Hofes Schulte-Hense (heute Einkaufsmarkt im Bereich Hauptstraße / Salzweg). Im Jahr 1928 erhielt die Truppe die Schützenküche auf dem damaligen Schützenplatz als Gerätehaus, in Eigenarbeit wurde ein Steigerturm errichtet. Nicht nur heute wird die Kameradschaft zu den Nachbarwehren gepflegt. Die Chroniken berichten von zahlreichen Besuchen bei anderen Feuerwehren. Seit 1928 wurde auch beschlossen, pro Stunde einen Verdienstausfall von 1,50 Reichsmark zu zahlen.
1929 war zwar das Jahr der Weltwirtschaftskrise und auch die Wehr konnte nur kleine Anschaffungen machen, aber es wurde am 03. und 04. August das 20-jährige Bestehen gefeiert. Dabei wurde durch den Vertreter des Landrates, Regierungs-Assessor von Pfulstein die Fahne als Symbol der Gemeinschaft, Beständigkeit an Oberbrandmeister Mürmann übergeben. Die Fahne ging im 2. Weltkrieg verloren.
Am 10. Juli 1930 trat der Musikverein Lendringsen aus der Wehr aus und machte sich selbstständig. Daraufhin wurde ein Trommlerkorps gegründet. Im selben Jahr wurde am 07. August die Werkfeuerwehr der Rheinisch Westfälischen Kalkwerke in einer Stärke von 30 Mann gegründet und der Lendringser Wehr unterstellt. 1930 hatte die Feuerwehr Lendringsen 78 Mitglieder. Nach dem Besuch der 1. Preußischen Feuerwehrtagung durch die Herren Mürmann und Haarmann berichteten diese von den neu eingeführten Gruß „Gut Wehr“. Damit wurde der alte Ausspruch „Nach dem Fest nach altem Brauch, folgt ein fröhliches Gut Schlauch“ abgelöst…
1933 wurde sogar eine Zweiradleiter mit 14m Steighöhe in Lendringsen stationiert. Es war das Jahr in dem 6 Millionen Arbeitslose ein nahezu bankrottes Deutschland sahen, Reichspräsident Paul von Hindenburg berief Adolf Hitler zum Reichskanzler. Die Wehr betraf dies zunächst nicht. Doch seit dem 08. November 1933 musste OBM Mürmann hinnehmen, dass durch Führerbefehl und Grundgesetz des Verbandes der Freiwilligen Feuerwehr der Provinz Westfalen der Deutsche Gruß Pflicht sei. Am 07. Dezember wurde die Ehrenabteilung geründet. Am 21. Februar ging aufgrund des Gesetzes über das Feuerlöschwesen die Freiwillige Feuerwehr Böingsen in der Freiwilligen Feuerwehr für den Ortspolizeibezirk Amt Menden auf.
Eine außerordentliche Versammlung am 06. Juni 1934 beschloss zwei Halbzüge in Lendringsen zu Gründen (Grundlage der heutigen Gruppengliederung). Die Führung des 1. Zuges übernahm BM Liefländer, die der 2. Zuges BM Braukmann. Die Oberfeuerwehrmänner wurden nicht bestimmt, sondern mussten ihr Können bei der nächsten Übung beweisen. Nacheinander musste jeder an die Front, um zu kommandieren. Die alte Spritze ersetzte 1936 ein gebrauchter Mannschaftswagen der Marke „Brennabor“ mit Saug-Druckspritze. Die weitere Ausrüstung konnte nur durch Spenden beschafft werden. Gerade rechtzeitig kam das Fahrzeug, brannte doch am 14. August 1937 in einem Großbrand das Holz- und Sägewerk Radenbach.
Um die Löschwasserversorgung zu verbessern – eine Erfahrung aus dem Brand bei Radenbach -, kam Ende 1937 eine Tragkraftspritze TS 8/8 nach Lendringsen. 1938 betraute man Oskar Schweinefleisch mit der Führung des Löschzuges. Am 23. November wurde das „Reichsfeuerlöschgesetz“ erlassen, dass die „Schaffung einer streng organisierten, vom Führerprinzip geleiteten, reichseinheitlich gestalteten, von geschulten Kräften geführte Polizeitruppe unter staatlicher Aufsicht“ anordnete. Es entstand eine Hilfspolizeitruppe.
Der 2. Weltkrieg forderte seinen Tribut. Mehrere Kameraden wurden zu den Waffen gerufen, die entstandenen Lücken durch Hilfskräfte geschlossen. Zudem kam die Ausbildung des Reichsluftschutzbundes hinzu. 1939 drehte sich das Personalkarussell: Karl Mürmann wurde Kreisbrandmeister, OBM Oskar Schweinefleisch Amtsbrandmeister für das Amt Menden und Josef Braukhaus als Löschzugführer Oberbrandmeister. Die Alarmierung erfolgt nun über eine Sirene auf der Grinsbergschule. Das Ende 1942 gelieferte LF 15 diente nicht nur für Luftschutzwachen. Hiermit musste die Wehr mehrfach zum Einsatz in die bombardierten und schwer getroffenen Städte Wuppertal, Hamm, Schwerte, Hagen, Dortmund, Bochum und sogar bis nach Köln, um zu retten und zu helfen. Eine dunkle Zeit. Insbesondere nach der Möhnekatastrophe im Mai 1943 kam die Wehr an mehreren Tagen zur Rettung von Mensch und Tier und zu Aufräumarbeiten zum Einsatz. Im Frühjahr bildete die Wehr weibliche Hilfskräfte aus und 18 Damen schützten den Heimatort, als die Wehrmänner überörtliche Hilfe leisten mussten. Zum Ende dieser Zeit des Wahnsinns fehlten sechs Kameraden. Es fielen Karl Schneider, Josef Semer, Willi Schlünder, Alois Schlünder, Paul Oelenberg sowie Ferdinand Dederich.
Während der britischen Besatzung blieb die Wehr bestehen. Die Uniformen durften nach kleinen Änderungen weiterhin getragen werden. Das Hakenkreuz hatte zum Glück ausgedient. Hauptbrandmeister Mürmann betonte auf der Generalversammlung am 18. Januar 1947, dass als Rangbezeichnung der Dienstrang und nicht die Dienststellung gelte.
Kamerad | Dienstrang | Dienststellung |
Braukhaus | Brandmeister | Örtlicher Feuerwehrkommandant |
Schweinefleisch | Oberbrandmeister | Amtsfeuerwehrkommandant |
Mürmann | Hauptbrandmeister | Stellvertretender Kreisinspekteur |
Schmidt | Hauptbrandmeister | Kreisinspekteur |
Linnepe | Brandrat | Bezirksinspekteur |
Blecke | Brandrat | Abschnittinspekteur |
Auch die Neuordnung nach dem Kriege betraf das Feuerwehrwesen. Am 02. Juni 1948 verabschiedete der Landtag das „Gesetz über den Feuerschutz im Lande Nordrhein-Westfalen“. Dank der wachsenden Finanzkraft des Landes und vor allem der Gemeinde wurde die Wehr wieder aufgerüstet. Beim 40. Gründungsfest 1949 stand das neue LF 8 TS im Mittelpunkt als erstes Geschenk der Gemeinde. In Verbindung mit dem Amtsfeuerwehrappel konnte das Jubiläum zum 40. Bestehen am 20. und 21. August würdig begangen werden. Das erweiterte Gerätehaus mit dem massiven Steigerturm wurde an diesem Ehrentage übergeben.
Die 50’er Jahre prägte die Wehr durch Großbrände. Am 10. 09.1953 brannte der Hof Schulte-Steinhausen, am 21. Mai 1956 zu Pfingsten die Kistenfabrik Schulte. Bei einem Großbrand am 03. August desselben Jahres raubten die Flammen in Böingsen das Anwesen Wortmann / Kirchhoff. Am 13. September barst der Damm eines Schlammteiches und löste die Schlammkatastrophe in Oberrödinghausen und Lendringsen aus. Bis zur heutigen Straße nach Hüingsen ergoss sich aus dem Hönnetal der Schlamm. Drei Tage waren die Kameraden pausenlos im Einsatz.
Am 01. Mai 1957 erhielt Ehrenmitglied und Förderer der Wehr, Max Becker, das Feuerwehr-Ehrenzeichen in Silber des Landesfeuerwehrverbandes. Er sollte nicht der einzige Träger dieser hohen Auszeichnung in Lendringsen bleiben.
Die im 2. Weltkrieg abhanden gekommene Fahne ersetzte die Fahne der Amtswehr Menden am 21. Juni 1958. Diese Fahne wurde zu treuen Händen dem Löschzug Lendringsen als größtem Löschzug im Amtsverband überlassen. Sie ist noch heute die Fahne der Lendringser Florians jünger. Das 50-jährige Bestehen wurde mit einem dreitägigen Fest vom 29. bis 31. Mai 1959 gefeiert. Zahlreiche Vereine und die Bevölkerung feierten ein Fest mit Kommers und Zapfenstreich in einem eigens dafür aufgebauten Festzelt.
Geschichte 1959 bis 1984
Nach dem großen Fest zum 50. Bestehen der Feuerwehr Lendringsen, ging es in den „swinging Sixties“ ebenso innovativ weiter. 1961 kam das erste Tanklöschfahrzeug „TLF 16“ zum Standort Lendringsen – ein „Mercedes Flachschnauzer“. Am 20. Januar 1963 brannte das Gastarbeiterwohnheim des Eisenwerkes Rödinghausen und lieferte die Bewährungsprobe für das größte wasserführende Lendringser Fahrzeug.
Für drei Jahre übernahm von 1964 bis 1967 Oberbrandmeister Karl Liefländer die Löschzugführung. Kar Liefländer war der Sohn des früheren Zugführers. Trotz der kurzen Amtszeit gab es reichlich Brände in der Zeit unter seiner Leitung. So wurden 1965 das Sägewerk Radebach und 1967 der Zeltverleih Menne bei Großbränden zerstört. Jedoch konnte man im Unterschied zum Totalverlust der Firma Radebach 1937 im Jahre 1965 den Hauptbetrieb schützen und somit erhalten. Nicht zuletzt dank der erheblich verbesserten Ausstattung. Doch es war nicht die oberste Sprosse der Leiter, die Karl Liefländer in der Feuerwehr erklommen hatte. Am 03. Juni 1967 wurde er Amtsbrandmeister und damit Chef eines Einsatzbereiches von Lendringsen bis Sümmern. Nachfolger wurde der in späteren Jahren schon legendäre Florian Schwiertz.
Durch die ungenügenden Räumlichkeiten wurde in diesen Jahren mancher Feuerwehreinsatz bereits beim Ausrücken aus dem Gerätehaus am heutigen Lendringser Platz gehemmt. Daher entschloss man sich zum Neubau – nicht zuletzt, da der Lendringser Ortskern umgestaltet werden sollte. Dieser lang gehegte Wunsch ging dann 1972 in Erfüllung. Am 10. Juli 1972 wurde das heutige Gerätehaus Am Walzweg 5 seiner Bestimmung übergeben. Die Baukosten betrugen laut Urkunde 731.042 Deutsche Mark.
In dem Jahr waren – zur Erinnerung – Gustav Heinemann Bundespräsident, Willy Brandt Bundeskanzler und Otto Weingarten Bürgermeister. Und einmal in Schwung wurde im Jahr darauf in Eigenregie ein Schlauchanhänger selbst gebaut. Bis heute zeugt dieser Schlauchanhänger von den Fertigkeiten der Kameraden. Zuletzt im Jahr 2008 wurde der Anhänger generalüberholt und bei der Zulassungsbehörde neu zugelassen. Ein Großbrand des Jahres 1973 ist heute noch bei den Lendringsern unvergessen (vielleicht auch wegen des dokumentarischen Farbfilmes, der manches Jahr vom Lendringser Archivar OBM Heinz-Dieter Schmale zur Weihnachtsfeier vorgeführt wurde). Es brannte die Kirche in Halingen. Die gesamte Amtsfeuerwehr rückte am 01. Dezember über spiegelglatte Straßen aus. Bei klirrendem Frost kämpften sich die Lendringser im Innenangriff den Kirchturm empor, die Mendener griffen von außen über die Drehleiter an. Um 7.15 Uhr war der Brand durch den Vikar entdeckt worden. Um 8.15 Uhr brach das Feuer durch das Dach und die Turmuhr blieb stehen. Der befohlene Rückzug wegen der zu großen Einsturzgefahr sorgte noch Jahrzehnte später bei Lendringser Teilnehmern dieses Einsatzes für Unmut. Der Chronist kann sich noch an das bei der Erzählung rotglühende Gesicht eines damaligen Gruppenführers erinnern. Umso mehr ist aus heutiger Sicht die Anekdote nun veröffentlichungsfähig, dass der laut Zeitungsbericht von der Wehr gesicherte Wetterhahn zunächst im Lendringser Gerätehaus „sicher“ lag. Noch heute berichten die Altvorderen von dem in den Schläuchen und an ihrer Kleidung gefrierenden Wasser.
Mit dem 01. Januar 1975 endete die Selbstständigkeit Lendringsens und damit des Löschzuges. Im Rahmen der kommunalen Neuordnung in Nordrhein-Westfalen kam die Gemeinde Lendringsen zur Stadt Menden. Mit der Löschgruppe Oesbern und den drei Löschgruppen aus Lendringsen wurde der Löschzug Süd der Feuerwehr Menden gebildet. Ein schlagkräftige Allianz, die bis heute aber auch ihre Eigenheiten hat. So bleiben es zwei Standorte mit unterschiedlichem Charakter aber gleichem Ziel.
Zwei Bauernhofbrände sind ebenso in der Erinnerung der Kameraden geblieben (Frauen sind erst seit 1986 in Lendringsen im Einsatzdienst dabei!): 1976 brannten am 24. August die Stallungen des Hofes Schulte in Steinhausen (Oberrödinghausen). 18 Stunden standen die Lendringser am Strahlrohr. Ein Jahr später brannte am 17. September das historische Bauernhaus Schulte-Hense an der Ecke Lendringser Hauptstraße / Salzweg ab. Hier waren es rund fünf Tage bis „Feuer aus“ gegeben wurde. Heute steht hier ein Lebensmittel-Discounter.
Das erst Ende Dezember 2008 außer Dienst gestellte Tanklöschfahrzeug TLF 16/25 wurde 1980 beschafft. Es stand damit 28 Jahre einsatzbereit zur Verfügung. Bei einem Anschaffungswert von 190.000 DM, das sind ungefähr 97.000 Euro heutiger Währung, betrug der jährliche „Abschreibungswert“ lediglich 6785 DM bzw. 3462 Euro. Und das Fahrzeug wird nun an einen Fahrzeughersteller weiterverkauft – voll funktionstüchtig dank der jahrelangen guten Pflege.
In der vorletzten Maiwoche 1984 wurde das 75. Bestehen der Feuerwehr Lendringsen begangen. Eine Woche lang wurden die Lendringser Schulen besucht. Am Donnerstag feierten die 51 Wehrleute mit der Bevölkerung eine große Feuerwehr-Disko in Hüingsen. Am Freitag den 25. Mai wurde eine Jubiläumsfeierstunde mit Festansprache in der Schützenhalle Lendringsen durchgeführt. Am Samstag gab es ein volles Tagesprogramm: vormittags ökumenischer Gottesdienst und Kranzniederlegung am Ehrenmal, nachmittags die Delegiertenversammlung des Feuerwehrverbandes Märkischer Kreis sowie Festzug durch den Ort und abends Großer Feuerwehrball mit dem Heeresmusikkorps 13 Münster.
Sonntags war dann Familientag mit großer Fahrzeugschau und Kinderbelustigung rund um die Schützenhalle. Löschzugführer war das seit 17 Jahren immer noch Florian Schwiertz. Hinter dem Gerätehaus Lendringsen, direkt am Bieberufer, erinnert die „Florians-Eiche“ an diesen Zugführer.
Geschichte 1984 bis heute
Im Juni 1984 übernahm Eduard Schwiertz von seinem Vater Florian das Amt des Zugführers für den Löschzug Süd. Eine seiner ersten Aufgaben war es dann, die im November des gleichen Jahres neu angeschafften ersten 10 Funkmeldeempfänger in Dienst zu stellen. Durch diese neuartige Art der Alarmierung, konnte die Feuerwehr Lendringsen nicht mehr nur ausschließlich über die Sirene, sondern auch „im Stillen“ alarmiert werden. Das hatte mitunter den Vorteil, dass die Bevölkerung nachts nicht mehr wegen eines Sirenenalarmes aus dem Schlaf gerissen wurde.
1985 war es dann soweit. Eine Jugendfeuerwehr muss her. Auf Initiative von Wolfgang Oelert wurde der Antrag auf Gründung der ersten Jugendfeuerwehr der Stadt Menden gestellt, welche dann in einer Feierstunde am 18.12.1985 offiziell mit 24 Mitgliedern gegründet wurde.
20 Jahre Städtepartnerschaft Lendringsen – Aire sur la Lys. Grund genug für die Löschgruppen Lendringsen auf große Fahrt zu gehen. Um mit ihren französischen Kameraden gemeinsam dieses Ereignis würdig zu feiern, fuhren die Lendringser Wehrleute mit ihren Frauen im September 1986 nach Frankreich. Gleich zwei Busse wurden benötigt und es konnten viele neue Freundschaften geschlossen werden.
Das Zeitalter der Computer machte auch vor der Feuerwehr keinen Halt. Durch Spenden der heimischen Industrie wurde 1987 der „Telestar“ angeschafft. Mit Hilfe dieses Funkfernschreibers konnten erstmals direkt vom Einsatzort aus, wichtige Informationen zum Schadensobjekt abgerufen werden. Fest eingebaut fand der „Telestar“ seinen Platz im Lendringser Einsatzleitwagen.
1987 fand zum vierten Mal nach 1980, 1981 und 1986 in Lendringsen der Leistungsnachweis der Feuerwehren des Märkischen Kreises statt. Unter großem Interesse der Lendringser Bevölkerung wurde dieses Feuerwehrspektakel am Schulzentrum am Habicht durchgeführt.
1991 übernahm Lorenz Schulte die Führung des Löschzuges Süd und wurde 1993, um mehr Zeit für sein Amt als stellvertretender Wehrleiter der Stadt Menden zu haben, von Herbert Hering abgelöst. Im Juli 1995 kam es zu einem Großbrand in der Bremke. Durch einen Kurzschluss ausgelöst, ging eine Scheune auf dem Hof König in Flammen auf und brannte bis auf die Grundmauern nieder. Bereits ein Jahr später kam es dann zu einem weiteren Brand, ausgelöst durch einen technischen Defekt. Bei diesem tragischen Feuer im Asylantenheim am Bieberkamp erstickte ein Bewohner auf seiner Flucht aus dem Gebäude. Weitere 26 Personen konnten durch die Feuerwehr gerettet und in Wohnungen der Bevölkerung untergebracht werden.
Mit der Zeit wurde es im Feuerwehrgerätehaus am Walzweg zu eng. Die untere Wohnung des angrenzenden Wohnhauses wurde durch einen Durchbruch mit dem Gerätehaus verbunden. Nach wochenlanger Eigenarbeit durch die Feuerwehr konnten die Arbeiten 1997 schließlich abgeschlossen werden. Endlich war genügend Platz für die Koch- und die ABC-Gruppe vorhanden. Das Büro konnte neu gestaltet werden, und es entstanden neue Räume zum Einlagern von Gerätschaften.
1998 verließ Herbert Hering die Feuerwehr. Winfried Schulte übernahm von jetzt an die Zugführung. In den kommenden Jahren kam es zu einer Vielzahl von Einsätzen in denen die Kameraden ihren Mann stehen mussten.
Französisches Lebensgefühl konnten die Bevölkerung im Mai 2000 bei der Feuerwehr auf ihrem Tag der offenen Tür erleben. Gemeinsam mit dem Freundeskreis Aire feierte man 35 Partnerschaft Lendringsen – Aire sur la Lys am Gerätehaus am Walzweg. Allein aus Frankreich konnten 220 Gäste begrüßt werden.
Nach über 25 Jahren wurde im Oktober des gleichen Jahres das alte LF8 durch ein 320.000 DM teures LF8/6 ersetzt.
Zu einer Mega-Panne kam es im Mai 2001 im Freibad Biebertal. Die frische Lackierung des Beckens löste sich ab und verschmutzte das Wasser. Ein Badebetrieb war nicht mehr möglich. Gemeinsam mit dem zu Hilfe gerufenen THW Balve und Iserlohn-Kalthoff wurde das 2000 Kubikmeter Wasser fassende Becken in einem 6 stündigen Pumpeinsatz leergepumpt.
Am 11. September 2001 wurde die ABC -Gruppe mit einem neuen Fahrzeug ausgestattet. Dem Dekon-LKW-Personen. Ein Datum, das vielen noch wegen der Anschläge auf das World-Trade-Center in Erinnerung ist und das eine gewisse Ironie birgt, da dieses Fahrzeug dem Katastrophenschutz zugehörig ist und bei Unfällen oder Angriffen atomarer, biologischer oder chemischer Art zum Einsatz kommt. Bereits zwei Monate später war dies beim Milzbrandalarm an der Rodenbergschule der Fall. Zum Glück konnte schnell Entwarnung gegeben werden.
Im März 2003 wurden die Löschgruppen Lendringsen mit einem neuen Einsatzleitfahrzeug ausgerüstet. Nun wurde es allmählich eng im Gerätehaus, insbesondere wegen des Dekon-P, der wegen seiner Höhe kaum in die Fahrzeughalle passte. Es musste eine neue Fahrzeughalle her. Im November 2002 ging es dann mit den ersten Arbeiten für den Anbau in Fertigbauweise los. Bereits im darauffolgenden Jahr konnte auf dem Tag der offenen Tür das Richtfest gefeiert, und im Dezember der Gerätehausanbau offiziell eingeweiht werden.
2007 begann für Michael Schelp die Arbeit als Führer des Löschzuges Süd. Bereits im ersten Monat seiner Amtszeit blies ihm ein heftiger Wind entgegen. „Kyrill“ fegte über Menden hinweg und zerstörte ein großen Teil des Baumbestandes in den Wäldern, Straßen und privaten Grundstücken. Allein in 2 Tagen mussten die Lendringser Kameraden 48 Einsätze bewältigen. Das Jahr 2007 hatte aber für die Feuerwehr noch mehr zu bieten. Im August kam es zu einem noch nie da gewesenen Hochwasser. Weite Teile Lendringsen gingen in den Fluten der Bieber und Hönne unter. Selbst das eigene Gerätehaus blieb nicht verschont. Durch die Wassermassen wurden die Keller überflutet und zerstörten unter anderem auch die Heizungsanlage.
Zu einer echten Verstärkung im Fahrzeugpark kam es 2008. Im Dezember wurde das in die Tage gekommene TLF 16 durch ein auf dem neuesten Stand der Technik erstellte TLF 30/24-1 ersetzt. Gut gerüstet können die Löschgruppen Lendringsen nun in die Zukunft sehen und ihr 100 jähriges Jubiläum 2009 feiern
ehemalige Fahrzeuge
Erstes motorisiertes Fahrzeug der Wehr:
Brennabor PKW mit TSA
Als Provisorium entstand wohl die Kombination eines alten Mittelklasse PKW mit einem Tragkraftspritzenanhänger. Über das Zugfahrzeug ist wenig bekannt. Aus alten Aufzeichnungen ist bekannt, dass das Fahrzeug etwa 1937 in Dienst gestellt wurde. Auf dem Anhänger befand sich wahrscheinlich eine TS 8/8 von DKW und Material zum Aufbau einer Wasserversorgung. Das Gespann wurde 1940 mit der Indienststellung des SLG auf KHD ausgesondert – Verbleib unbekannt.
SLG
Typ: Klöckner-Humboldt-Deutz (KHD) S 3000
Indienststellung 1942
Leistung: 80PS, 4942ccm Hubraum
Höchstgeschwindigkeit: 80 Km/h
Das Schwere Löschgruppenfahrzeug(SLG), welches 1942 in Dienst gestellt wurde, bildete das Rückgrat der lendringser Wehr. Mit diesem Fahrzeug rückten sie bis tief in das Ruhrgebiet aus um Hilfe zu leisten. Das Fahrzeug befand sich bis 1963 im Dienst und wurde dann vom LF 16 auf Magirus Deutz abgelöst.
*Quelle der Technischen Daten eines vergleichbaren Fahrzeuges: www.feuerpatsche-hermeskeil.de
LF8-TS
Typ: Ford Model 51 V8
Indienststellung: 1949
Leistung: 90PS, 3600ccm Hubraum*
Das LF 8 TS, welches in den Jahren 1937 – 1939 ursprünglich als Kraftfahrspritze (KS) 8 gebaut wurde, wurde nach dem Krieg Anfang 1949 in Lendringsen in Dienst gestellt. 1956 wurde es durch ein LF8 auf Opel ersetzt und an die Feuerwehr Sümmern abgegeben.
*Quelle der Technischen Daten eines vergleichbaren Fahrzeuges: www.fomcc.de/v8_51.htm
LF 8 „Hulda“
Typ: Opel Blitz
Indienststellung: 1956
Aufbau: Meyer Hagen
Leistung: 62 PS, 2473ccm Hubraum*
Das LF 8 Auf Opel Blitz wurde 1956 als Ersatz für den Ford in Dienst gestellt. Das Fahrzeug wurde 1975 durch ein LF 8 „Schwer“ auf Mercedes Rundhauber ersetzt.
*Quelle: „Feuerwehr Typenbuch 1946-1969“ von Udo Paulitz, Geramond Verlag
TLF 16 „Berta“
Typ: Mercedes Benz LAF 322
Indienststellung: 1960
Aufbau: Meyer Hagen
Leistung: 126PS
Im Jahre 1960 wurde das erste Tanklöschfahrzeug in Lendringsen in Dienst gestellt. Durch seinen Großen Wassertank war das TLF eine wertvolle Ergänzung für die Löschgruppen Lendringsen. Der Mercedes Rundhauber versah bis 1980 seinen Dienst in Lendringsen, bis er schließlich an die Werkfeuerwehr der Rheinisch Westfälischen Kalkwerke abgegeben wurde.
LF 16 „Otto“
Typ: Magirus Deutz
150D Saturn
Indienststellung: 1963
Aufbau: Magirus
Leistung: 150PS
Als Ersatz für das in die Jahre gekommene SLG auf KHD wurde 1963 ein neues LF 16 in Dienst gestellt. Das Fahrzeug versah bis 1990 seinen regulären Einsatzdienst und wurde dann an die Jugendfeuerwehr abgegeben. Heute ist das Fahrzeug noch in Mendens Partnerstadt Plunge (Litauen) im Einsatz.
ELW 1 „Charly“
Typ: Volkswagen T2
Indienststellung: 1972/73
Ausbau: Eigen/Serie
Leistung: 50PS, 1600ccm Hubraum
Um eine bessere Einsatzleitung gewährleisten zu können, wurde im Jahre 1972/73 ein Einsatzleitwagen auf VW T2 in Dienst gestellt. Ausgerüstet mit einem Funkgerät stellte er während eines Einsatzes die Sprechverbindung zur Leitstelle sic
her. Der Bulli wurde 1985 ausgesondert.
LF 8 Schwer
Typ: Mercedes Benz LAF 911
Indienststellung: 1974
Aufbau: Schlingmann
Leistung: 110PS
Im Jahre 1974 wurde als Ersatz für den Opel Blitz ein LF 8 Schwer auf Mercedes Kurzhauber in Dienst gestellt. Das Fahrzeug verfügte neben der üblichen feuerwehrtechnischen Beladung auch über ein Schweißgerät für technische Hilfeleistungen. Nach der Aussonderung im Jahre 2000 wurde das Fahrzeug an die Jugendfeuerwehr abgegeben.
TLF 16/25
Typ: Mercedes Benz 1019 AF
Indienststellung: 1980
Aufbau: Schlingmann
Leistung: 190PS
Als Ersatz für das TLF 16 konnte 1980 ein TLF 16/25 in Dienst gestellt werden, um auch weiterhin ein Fahrzeug mit einem großen Wassertank in Lendringsen vorhalten zu können. Das Fahrzeug wurde 2008 ersetzt und befindet sich nun als Reservefahrzeug an der Feuer- und Rettungswache in Menden.
ELW 1
Typ: Volkswagen T3
Indienststellung: 1985
Ausbau: Eigen/Serie
Leistung: 82PS, 1888ccm Hubraum
Nach dem 75 Jährigem Bestehen der Löschgruppen Lendringsen konnte ein neuer Einsatzleitwagen auf Basis eines VW T3 Bullis in Dienst gestellt werden. Nachdem das Fahrzeug 2002 in Lendringsen ausgemustert wurde, verblieb er noch einige Jahre in der Löschgruppe Oesbern als Mannschaftstransportwagen.
GW Dekon-P
Typ: MAN 10.163 LAEC
Indienststellung: 2001
Aufbau: Empl
Leistung: 155PS, 4580ccm Hubraum
Zur Dekontamination von Personen im Rahmen des Katastrophenschutzes wurde am 11. September 2001 ein GW Dekon P in Lendringsen in Dienst gestellt. Aufgrund einer Umstrukturierung des Katastrophenschutzes im Märkischen Kreis wurde das Fahrzeug im Jahre 2011/12 an die Feuerwehr Hemer LG Sundwig abgegeben.
MTF
Typ: Volkswagen T3
Aufbau/Ausbau : Bund
Leistung: 51kw
Baujahr: 1981
Das Mannschaftstransportfahrzeug (MTF) diente dem Nachführen von Einsatzkräften und Materialen
(Verpflegung/Ausstattung/Verbrauchsmaterial u.v.m.).Das ehemalige Spürfahrzeug ist Teil der Ausstattung
des Bundes für den Zivilschutz gewesen. Als Besonderheit hatte das Fahrzeug zwei Schiebetüren rechts und
links am Fahrzeug. Im Rahmen des Messkonzeptes des Märkischen Kreises fuhr das (MTF) unterstützend zu
Messeinsätzen in die Nachbarstädten. Nach 31 Jahren dienst ging unser (Kat. Bulli) in den verdienten Ruhestand.
Foto- und Informationsquellen:
Archiv Feuerwehr Lendringsen
André Streich
Jörg Placke