Was zuerst nach einem dramatischen und komplizierten Feuerwehreinsatz klingt (siehe hierzu auch der Einsatz in Menden Mitte vom 08.04.2019) war am Freitag, dem 12.04.2019 das Einsatzstichwort für eine von zwei kleineren Übungen des Löschzuges Süd.

Seit Anfang des Jahres treffen sich die Kameraden aus den Löschgruppen Lendringsen und Oesbern, um jeden Freitag sogenannte Zusatzausbildung zu betreiben. Die Idee kam dadurch zustande, dass bei den Samstäglichen Einsatzübungen oft Detailfehler auftreten, die im kleinen Kreis und mit wenig Vorbereitungsaufwand besser trainiert und vertieft werden können.

Diesmal gab es zwei Szenarien, die sich rund um die Technische Rettung von auf der Seite liegenden PKW abspielen:
Im ersten Szenario war ein Werkstattmitarbeiter unter einem PKW eingeklemmt, der von der Hebebühne gerutscht und auf die Seite gekippt ist. Speziell in dieser sehr kleinen Übung zeigte sich, wie wichtig eine genaue Erkundung der Einsatzlage ist und das nicht immer das vielfältige Equipment unserer Einsatzfahrzeuge zum Ziel führt, sondern auch mal einfache Muskelkraft. Es stellte sich heraus, dass die betroffene Person nahezu unverletzt ist und nur der rechte Fuß im Bereich der Karosserie eingeschlossen ist. Hierzu wurde das auf der Seite liegende Fahrzeug mit Hölzern und Keilen unterbaut, sodass die Kameraden das Auto mit gezielter Muskelkraft nach oben drücken, und den eingeschlossenen Fuß so befreien konnten.

Die zweite Übung stellte sich nun als technisch anspruchsvoller heraus. Hier hat sich ein PKW aus ungeklärter Ursache auf einer Landstraße überschlagen und ist auf der Seite zum Stehen gekommen. Es ist eine Person leicht verletzt im Fahrzeug eingeklemmt. Nun wurde in Gruppenarbeit jeder einzelne Schritt der technischen Rettung durchgesprochen und eine Möglichkeit ausgearbeitet, um den Patienten möglichst schonend aus seiner Zwangslage zu befreien. Die Feuerwehr arbeitet hier grundsätzlich eng mit dem Rettungsdienst zusammen, da der Patientenzustand und die Art und Aufwand der Rettung sehr variieren können. Da der Patient in dieser Übung in keinem Lebensgefährlichen Zustand war, konnten sich die Kameraden für eine besonders schonende und Langsame Rettung entscheiden. Bei einem Verkehrsunfall geht die Feuerwehr immer gleich vor. Dies bedeutet, dass zuerst die Einsatzstelle zum Schutz der Kameraden abgesichert und abgesperrt wird. Im Anschluss wird der Brandschutz mit verschiedenen Löschmitteln sichergestellt. Parallel dazu wird der Patient betreut und die Art der technischen Rettung besprochen. Zu Beginn der Rettung wird das Fahrzeug und somit der Patient gegen umkippen, wegrollen und Erschütterungen gesichert. Da das Fahrzeug auf der Seite liegt, war hier die Gefahr des umkippen besonders hoch. Mit dem sogenannten Stab-Fast-System (Ein System aus speziellen Stützen, die am Fahrzeug angebracht werden) konnte das Fahrzeug gegen diese Gefahr gesichert werden. Im weiteren Verlauf wurde über die Heckscheibe eine Zugangsöffnung zur Erstversorgung des Patienten geschaffen um dann eine Rettungsöffnung zu Erzeugen. Als beste Lösung stellte sich für die Kameraden das einseitige abtrennen und herunterklappen des kompletten Fahrzeugdaches heraus, sodass der Patient achsengerecht (= ohne Verdrehung des Rumpfes und der Wirbelsäule) gerettet werden kann.

Nach der erfolgreichen Rettung gab es eine ausführliche Nachbesprechung. Speziell wurde hier noch einmal auf die sogenannte Geräteablage eingegangen, auf der in der Nähe des verunfallten PKW alle technischen Geräte bereitgestellt werden, welche für die Rettung gebräuchlich sein könnten. Auch hier zeigte sich, dass weniger oft mehr ist und es nicht darum geht eine besonders große Anzahl der Werkzeuge und Hilfsmittel zu präsentieren, sondern das für den Einsatz wirklich benötigte Material schnell einsetzbar bereit zu stellen.
Ein besonderer Dank gilt hier der Firma Rennebaum Auto-Recycling für die Bereitstellung des PKW.

An dieser Stelle auch ein Tipp an alle Autofahrer: Auf verschiedenen Seiten im Internet kann man sich eine sogenannte „PKW-Rettungskarte“ herunterladen und in seinem PKW vorhalten. (Stellv. Hier einmal der Link zum ADAC: https://www.adac.de/infotestrat/ratgeber-verkehr/sicher-unterwegs/rettungskarte/default.aspx). Mithilfe dieser Karte haben die Einsatzkräfte im Falle eines Unfalles die Möglichkeit, sich über Airbags und Gasdruckdämpfer am Fahrzeug zu orientieren, da diese eine besondere Gefahr für die Einsatzkräfte und den Patienten darstellen können.